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Entwurfsplanung für die Sanierung der Ortsdurchfahrt Leistadt wird vorgestellt

720 Meter lang zieht sie sich durch Leistadt – die Ortsdurchfahrt, eine generell sehr schmale Straße mit mehreren Engstellen. Wenn sich gerade keine Fußgänger darauf bewegen, wird der Straßenraum in seiner kompletten Breite von Lkws und Pkws genutzt. Nicht selten kommt es dabei an besonders heiklen Engstellen zu Staus und Verkehrsunfällen, wenn sich z.B. Lkw und Lkw begegnen, Pkws mit erhöhter Geschwindigkeit die Vorfahrtsregeln missachten oder haltende Busse lange Rückstaus verursachen. Auch wird der Bereich rund um die Kirche gerne zum Wenden genutzt. Kurzum: die Verkehrsbelastung ist enorm und die Gegebenheiten vor Ort bieten keinen adäquat geschützten Bereich für Fußgänger. Zudem kommen zu gestalterischen Defiziten auch noch bauliche Mängel hinzu.

Nicht nur für die Anwohner von Leistadt ein hoch emotionales Dauerthema, sondern auch für die Mitglieder des städtischen Bauausschusses, die sich seit einigen Jahren damit befassen. In der Sitzung des Bauausschusses am 7. Oktober stand die Sanierung der Ortsdurchfahrt erneut auf der Agenda. Dazu begrüßte Bürgermeister Christoph Glogger auch Dr. Huber-Erler, dessen Planungsbüro R+T Verkehrsplanung GmbH eine Analyse und Entwurfsplanung erstellt hat. Als Landesstraße katalogisiert, unterliegt die Ortsdurchfahrt eigentlich der Planungshoheit des Landesbetriebs Mobilität Speyer (LBM). Dieser hatte zuvor jedoch zugesagt, dass die Stadt aktiv werden und erste Planungsschritte einleiten könne. In Vorabstimmungen zwischen dem LBM, den Planern und der Stadtverwaltung wurde dabei eine erforderliche Asphaltbreite von mindestens 4,50 m festgelegt.

„Im Schnitt begegnen sich rund 700 Pkw täglich bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h“, erörterte Dr. Huber-Erler die Auszüge des Verkehrskonzepts und ergänzte: „In fünf Jahren wurden 47 Unfälle aufgenommen. Dabei sind drei Unfallhäufungspunkte erkennbar: Engstelle Rathaus, Einmündung Freinsheimer Straße und Verengungen durch Parkstände. Ebenso steigt der Anteil durchquerender Lastkraftwagen“.

Doch wie würde eine sanierte Ortsdurchfahrt aussehen, die dieser belastenden Situation Herr wird? Dazu stellte Dr. Huber-Erler mögliche Lösungsansätze vor. Zum einen wäre eine Gestaltung nach dem Trennungsprinzip, in denen Fußgängerflächen durch Borde von der Fahrbahn getrennt sind, möglich. Die Alternative ist das Mischprinzip, welches keine Bereichszuteilung für einzelne Verkehrsteilnehmer vorsieht, sondern eine durchgehende Fahrbahnbreite mit breiten Entwässerungsrinnen und Seitenbereiche mit Pollern. Die Vorzugslösung ist eine sogenannte „weiche Separation“, die das Mischprinzip aufgreift und zusätzlich eine optische Trennung von (asphaltierter) Fahrbahn und mit verschiedenen Pflastersteinen gestalteten Gehbereichen und Rinnen schafft. Ebenfalls der Einsatz von Pollern, die in unregelmäßigen Abständen je nach örtlichen Gegebenheiten und Erfordernissen eingesetzt werden und so Begegnungsmöglichkeiten einschränken. So stünde der Seitenbereich den Fußgängern zur Verfügung und würde gleichermaßen davon abhalten, mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort zu rasen. „An den vier besonders heiklen Engstellen im Ort ist zudem eine Fahrbahnverengung geplant, so dass nur ein Fahrzeug diese passieren kann, während der Gegenverkehr wartet“, ergänzte Christoph Glogger.

Ortsvorsteher Axel Günther sieht der Planung mit gemischten Gefühlen entgegen, wie er in der Sitzung deutlich kundtat. Seiner Ansicht nach werden die schwächeren Verkehrsteilnehmer nicht ausreichend berücksichtigt und der Fokus zu sehr auf eine Verkehrslösung für Autos und Lastwagen gelegt. Er frage sich, wie z.B. Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer sicher durch die Ortsmitte gelangen.

Bei allem Für und Wider gäbe es unter der Beachtung der Vorgaben des LBM nur die zwei Möglichkeiten, wie Bürgermeister Glogger mit abschließenden Worten deutlich machte. „Entweder wir finden einen Konsens und arbeiten an dem neuen und guten Konzept mit gestalterischen Trennungen und dem Einsatz von Pollern - oder aber wir müssen vermutlich noch sehr lange mit dem heutigen Zustand leben und erneuern lediglich die Fahrbahndecke“.  Die Meinungen der Bürger:innen Leistadts werden nun im Rahmen der Dorfmoderation eingeholt, so dass der Ortsbeirat im Frühjahr 2022 sein Votum abgeben kann. Die finale Entscheidung über das weitere Vorgehen wird danach im Bauausschuss bzw. im Stadtrat gefasst.