Blumenwiese

Bad Dürkheim insektenfreundlich

Insektenfreundliches Bad Dürkheim 

Blumenwiese


Der Schutz und Erhalt unserer Artenvielfalt ist ein sehr aktuelles und wichtiges Thema, auch in Bad Dürkheim. Forschungen haben gezeigt, dass die Gesamtbiomasse der Fluginsekten in weiten Teilen Deutschlands um mehr als 75% zurückgegangen ist. Um diesem negativen Trend entgegen zu wirken, müssen wir alle an einem Strang ziehen und gemeinsam aktiv werden.

Die öffentlichen Flächen unserer Kommune und die privaten Gärten in der Stadt bergen ein enormes ökologisches Potential. Lassen Sie uns dieses Potential nutzen und mehr Natur in den Siedlungsraum zurückholen. Mit heimischen Pflanzen, mit unversiegelten Flächen, Lebensräumen wie Magerwiesen, Hecken, Feuchtbiotopen oder auch begrünten Balkonen, Fassaden und Dächern tun wir etwas für Insekten, Vögel und für uns Menschen!

Was tut die Stadt?

In den letzten Jahren wurden immer wieder städtische Flächen umgestaltet, um sie insektenfreundlicher zu machen. Beispiele sind die Staudenflächen an der Gutleutstraße und am Wurstmarkt. Anfang April 2021 hat die Stadtgärtnerei den Fahrbahnteiler auf der B 37 Höhe Herzogweiher neu bepflanzt. Der ursprünglich vorhandene Rasen und die Kiesbeete mit Rosenstöcken wurden in ein naturnahes Magerbeet mit einheimischen Wildstauden verwandelt. Die drei vorhandenen Blumeneschen wurden erhalten.

Die neuste Umgestaltung hat in der Salinenstraße stattgefunden. Durch zukünftige Veränderungen in der Straße sind an dieser Stelle zwei schöne neue Grünflächen entstanden. Eine der beiden Flächen hat sich in ein Blütenmeer von Stauden verwandelt. Alle Stauden sind insektenfreundlich und zum großen Teil auch heimisch. Die Pflanzung soll sich an die Natur anlehnen ohne wild auszusehen. Die zweite Grünfläche ist mit vielen heimischen Gehölzen, Wildrosen und Bodendeckern bepflanzt. Die Blüten sind nicht nur für die Insektenwelt nützlich, auch Vögel profitieren von den Früchten.

Selbst kleinste Flächen, wie an der Bad Dürkheimer Feuerwehr werden naturnaher gestaltet. Ziel war  die Beete wieder dauerhaft und flächendeckend zu bepflanzen. Aus ästhetischen Gründen unerwünschte Pflanzen, darunter invasive exotische Arten, finden durch die dichte Bepflanzung weniger Platz und die Pflege wird weniger aufwendig. So wurden in drei vorhandenen Beeten Stauden gepflanzt. 

In den Wechselflorbeeten der Stadt wird darauf geachtet, dass auch hier insektenfreundliche Pflanzen gepflanzt werden. Auch wenn diese nur einjährig sind und somit keine echte Blumenwiese ersetzen können. Beispielhaft zu nennen sind Verbene, Zinnie, Bidens, Schmuckkörbchen, Sonnenblume, Lantane, Salvien, Löwenmaul, Sonnenhut und Ringelblumen. Wichtig ist, dass die Blüten ungefüllt sind.

Einige schöne Beispiel für eine naturnahe Entwicklung zeigen sich zum Beispiel am Hügel, der den Hof der Feuerwehr vom Radweg entlang der Isenach trennt. Der Bewuchs wird 1-2-mal jährlich (Juni und/oder August/September) gemäht, wodurch sich immer mehr Blumen und Kräuter wie Eseldistel und Pfeilkresse ansiedeln. Der magere und zum Teil offene Boden des Hügels bietet immer wieder Platz für Neuansiedlungen, z.B. Klatschmohn. Eine andere Fläche sind die beiden Verkehrsinseln am Bruch Kreisel. Hier wurde mit zusätzlichem Saatgut die Fläche „geimpft“. Ausgebracht wurden zum Beispiel Wiesensalbei, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Margerite, Tauben-Skabiose und einige mehr. Alles mehrjährige Arten, die den Charakter der Flächen positiv beeinflussen sollen. Das braucht natürlich Zeit in der Entwicklung. Durch eine einmalige Mahd im Jahr, sollen die Blumen sich aussäen und vermehren. 

Für den Kurpark ist im Bereich der ehemaligen Tennisplätze ein ganz besonderes Projekt geplant. Erfahren Sie hier mehr zum Projekt Papillon.


Was können Sie selbst tun?

Neben den städtischen Flächen spielen auch die zahlreichen privaten Flächen in Form von Gärten, Einfahrten, Höfen oder Vorgärten eine große Rolle für die Biodiversität - also die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten sowie der Lebensformen - in unserer Stadt. Jede und jeder Einzelne kann zum Schutz der Artenvielfalt beitragen. Einige Tipps, Anregungen und hilfreiche Ansprechpartner haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

Tipps für einen insektenfreundlichen Garten 

  • Insektenfreundlich - Was bedeutet das?

    Der Wunsch den eigenen Garten insektenfreundlich zu gestalten, lässt sich leider nicht allein mit dem Ausstreuen von Saatgutmischungen umsetzen. Diese enthalten oft Mischungen mit ein- und zweijährigen Blütenpflanzen, die nicht zu unseren heimischen Wildpflanzen gehören. Dabei werden die heimischen Pflanzen von unserer Tierwelt dringend benötigt, da sie sich im Laufe der Evolution aneinander angepasst haben. Tiere brauchen Pflanzen nicht nur als Nahrungsquelle. Sie benötigen Möglichkeiten der Eiablage, sie brauchen Wohnraum, Rückzugsorte, Raum um sich vermehren und zur Entwicklung des Nachwuchses. Von den rund 4.200 Wildpflanzen leben rund 45.000 Tierarten. Etlichen Tierarten können wir mit naturnahen Pflanzungen eine Zweitheimat bieten. Von einer heimischen Pflanzenart ernähren sich im Schnitt 10 Tierarten. 

    Naturgärten oder naturnahe Gärten sind insektenfreundliche Gärten. Weitere Informationen zu Naturgärten und worauf es bei Ihnen ankommt, haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

  • Gärtnern ohne Gifte

    Pestizide (Pflanzenschutzmittel = Herbizide, Fungizide, Insektizide) bekämpfen nicht nur die sogenannten „Schädlinge“, sondern haben auch negative Auswirkungen auf die "erwünschten" Insekten und deren Lebensräume. Auch für uns Menschen sind Pestizide nicht ungefährlich, da sie sich auf verschiedene Weisen in unserem Körper wirken. Alternativen für den Einsatz dieser Gifte im eigenen Garten gibt es zahlreiche, so können Sie vorbeugend z.B. Barrieren in Form von engmaschigen Netzen oder Hochbeeten schaffen, gezielt Pflanzen gegen Schnecken, Blattläuse und Co setzen oder Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen oder Schlupfwespen in Ihrem Garten ansiedeln. Sollte trotz den vorbeugenden Maßnahmen eine Bekämpfung der "Schädlinge" notwendig werden, können Sie auf natürliche Hausmittel wie Brennesseljauche und Schachtelhalm-Sud zurückgreifen.

  • Ungefüllte Blüten und Blühfolge

    Ungefüllte Blüten und vor allem heimische Pflanzenarten sind eine wichtige Nahrungsquelle für alle Insekten und enthalten deutlich mehr Pollen und Nektar als gefüllte Blüten. Bei der Auswahl der Pflanzen sollte auf den Blühzeitraum geachtet werden, sodass das ganze Jahr über Blüten als Nahrungsquelle im Garten vorhanden sind. Frühblüher wie Winterblühende Duftheckenkirsche, die Kornelkirsche,  Schlehe, Schneeglöckchen, Krokusse oder Winterlinge machen den Anfang und sind für viele früh fliegende Insekten überlebensnotwendig. Nach dem Winter werden Hummeln, Wildbienen und Co mit den ersten Sonnenstrahlen wieder aktiv und begeben sich hungrig auf Nahrungssuche. Auch die meisten Küchenkräuter blühen im Frühjahr und werden gerne von Insekten angenommen. Es folgen die Sommerblüher wie Schafgarbe, ungefüllte Rosen (besser noch Wildrosen), Flockenblumen, Steppensalbei, Glockenblumen oder Lupinen. Im Herbst blühen beispielsweise Fette Henne, Bergeisenhut, Herbstastern oder Sonnenhut. 

  • Strukturreichtum und Lebensräume

    Für Insekten und andere Tiere wird ein Garten interessanter, je strukturreicher er ist. Dabei können gezielt Strukturen wie Totholzhecken, Kräuterspiralen, Wasserstellen, Säume oder Sandbereiche angelegt werden. Eine andere Möglichkeit ist in einen Bereich des Gartens die Pflege zu reduzieren und ihn seiner natürlichen Entwicklung zu überlassen. Es entwickeln sich  neue Strukturen und eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten siedelt sich an. 

    Naturgärten zeichnen sich durch einen Reichtum an Strukturen aus. Durch Höhenunterschiede, Terrassierungen, Wege und Sitzplätze, feuchte und trockene Biotope, durch vielfältige, artenreiche hohe und niedrige Pflanzungen, durch unterschiedlichste natürliche Materialien wie Holz, Sand und Stein, durch Schatten- und Sonnenplätze werden vielfältige Bereiche geschaffen. Unterschiedlichste Lebensräume anzubieten, ist das beste Rezept für Artenvielfalt. Eine Vielfalt von Biotopen heißt nicht nur Genuss für den Besitzer, es garantiert auch reiches Tierleben. Da jeder Lebensraum hierbei neue Pflanzen und Nutzer anzieht, summieren sich die Artenzahlen. Auf Magerwiesen können wir 30 – 50 Pflanzenarten ansiedeln, in Wildblumenbeeten zwischen 10 und 150. Hinzu kommt die Hecke mit 15 bis 25 verschiedenen Wildsträuchern und einem Wildblumensaum aus 25 Arten. So kann ohne Probleme, auf einem nicht allzu großen Grundstück, Platz für über 100 Wildpflanzenarten geboten werden. Damit entsteht Lebensraum für wenigstens 1.000 Tierarten.

    Beispiele für einen über 20 Jahre alten privaten Naturgarten mit unterschiedlichen Bereichen oder Lebensräumen sowie einigen typischen Bewohnern finden Sie hier

  • Wiese statt Rasen

    Ein akkurat gemähter Rasen ist für manchen Gartenbesitzer ein Statussymbol. Aber was passiert, wenn mal nicht gemäht wird? Überspitzt gesagt: Der Rasen wächst, die Halme werden länger, beschatten den Boden und verhindern, dass er austrocknet. Außerdem steigt die Artenvielfalt, der Rasen wird zur Wiese und bietet Nahrung für viele Insekten. Wenn seltener gemäht wird, nimmt das Nektar- und Pollenangebot im Garten erheblich zu. Wichtig ist, dass die Wiese nicht gedüngt wird. Je magerer eine Wiese ist, desto blütenreicher wird sie. Dafür muss nach jeder Mahd das Schnittgut entfernt werden. Wem das für die ganze Rasenfläche zu viel ist, der kann auch nur einen Teil davon zu einem bunten Teppich aus Wiesenblumen verwandeln. Auch eine Mahd im Mosaik oder in Streifen ist sehr förderlich für Insekten und Vögel.

    Wer seltener mäht und eine größere Wiese besitzt, kann das Mahdgut als Heu, z.B. für Kaninchen oder Pferde nutzen. Das gemähte Gras kann auch kompostiert und dann als natürlicher Dünger verwendet werden. Eine erste Mahd sollte nicht vor Mitte/Ende Juni vorgenommen werden, zum Ende der Hauptblüte. Der zweite Schnitt erfolgt frühestens sechs bis acht Wochen nach dem ersten Schnitt, also bei uns im September. 

    Weitere Empfehlungen der Pollichia zur Mahd von Grünflächen finden Sie hier.

  • Wasserangebot

    Wasser bereichert das Angebot für Tiere im Garten in jeder Form. Wichtig ist, dass Trinkstellen oder Teiche einen flachen Zugang haben. Geeignet sind auch Wasserstellen, in denen Korken, Steine, Glasperlen und ähnliches liegen, sie dienen den fliegenden Insekten als Rastplatz beim Trinken.

    Ein Teich im Garten ist gleichzeitig Lebensraum für verschiedene Arten. Um ihn lange in einem natürlichen Gleichgewicht zu halten, muss die Bepflanzung mit Bedacht gewählt werden. Der Teich selbst ist eher nährstoffarm gehalten, um das Algenwachstum zu verringern. Der nährstoffreichere Ufergraben ist hingegen Standort für eine anspruchsvollere Bepflanzung. Auf einen Fischbesatz ist jedoch besser zu verzichten, da mit ihnen viele Nährstoffe in den Teich eingetragen werden, die die Instandhaltung und Pflege erschweren.

  • Stauden statt Schotter

    Schottergärten prägen in den letzten Jahren besonders die Vorgartenbereiche, weil sie als pflegleicht gelten. Für die Artenvielfalt ist diese Entwicklung sehr nachteilig. Zumal die Steine die Wärme speichern und diese wie ein Backofen nachglühen. Die Gestaltungen aus Folie, Splitt, Kies und Schotter bieten wenig bis gar keine Lebensgrundlage, geschweige denn Nahrung für Insekten und andere Tiere. Dabei ist die Annahme, dass diese Gartengestaltungen pflegeleicht sind, ein Trugschluss. In den Lücken und Ritzen zwischen den Steinen sammelt sich Staub und anderes Substrat, in das Pollen und Samen eingeweht werden, sodass mit der Zeit immer mehr "Unkräuter" wachsen. Außerdem fallen Blätter zwischen die Steine, die ebenfalls das Wachstum von Gräsern und Pflanzen begünstigen, sofern sie nicht abgesammelt werden. Bei unregelmäßiger Reinigung der Steine bilden sich Moose, die das Aussehen des Steingartens verändern. Ein Steingarten braucht also mindestens so viel Pflege wie eine naturnahe Gartengestaltung z.B. mit einer pflegeleichten Staudenmischung. Für manche Mischungen können Sie sogar ein vorhandenes Kiesbett als Pflanzsubstrat nutzen. 

Wie insektenfreundliches Gärtnern funktioniert, zeigen auch die Teilnehmer:innen der beiden Wettbewerbe "Insektenfreundlicher Garten und Balkon" aus den Jahren 2020 und 2021. 

Weiterführende Informationen und Anregungen finden hier: