Bad Dürkheimer Persönlichkeiten im Nationalsozialismus: Ergebnis der historischen Aufarbeitung

Anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Räder sollte das Stadtmuseum im Jahr 2020 mit einer Sonderausstellung an den Dürkheimer Mundartdichter erinnern. Bei ersten Recherchen zu seinem Lebenslauf ergaben sich allerdings rasch Hinweise auf eine enge Verbindung und ideologische Nähe zum nationalsozialistischen Regime.

In seiner Sitzung am 17.10.2019 beschloss der Kulturausschuss, im Licht dieser vorläufigen Erkenntnisse auf die Realisierung der Ausstellung zu verzichten. Es stellten sich zudem weitere Fragen:

  • Wie ist generell mit der öffentlichen Würdigung Karl Räders durch die Stadt weiter umzugehen?
  • Beziehen sich in Bad Dürkheim weitere Straßennamen auf Personen, deren Wirken als ähnlich problematisch einzustufen ist?

Auf der Grundlage einer vorab dazu durchgeführten Durchsicht der nach Personen benannten Straßen fasste der Kulturausschuss einstimmig den Beschluss, neben Karl Räder auch das Wirken von Philipp Fauth und Gustav Ernst mit besonderer Berücksichtigung der Zeit des Nationalsozialismus zu untersuchen. Das entspricht der Vorgehensweise in vielen anderen Städten.

Für eine genauere historische Bewertung wurden im Fall von Karl Räder und Philipp Fauth externe Gutachten in Auftrag gegeben. Zu Gustav Ernst erfolgte eine interne Bewertung. In allen Fällen bestätigten sich die ersten Bedenken, die durch zahlreiche weitere Erkenntnisse zusätzlich bekräftigt wurden.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Benennung der drei Straße unangemessen ist und nicht beibehalten werden soll. Der Kulturausschuss empfiehlt dem Stadtrat daher folgende Straßenumbenennungen:

  • Philipp-Fauth-Straße in Johannes-Fitz-Straße
  • Karl-Räder-Allee in Anna-Bergner-Allee
  • Maler-Ernst-Straße in Rudolph-Christmann-Straße

Rosa Maas soll in Bälde eine Straße oder ein Platz gewidmet werden. 

Am 14.11.2022 hat der Ortsbeirat Seebach über das Thema beraten. Straßenumbenennungen greifen in die Erinnerungskultur ein, indem sie einzelne Personen, Ereignisse oder Orte aus dem offiziellen Gedächtnis einer Stadt streichen. Angesichts der Sachlage ist eine solche Vorgehensweise in den drei genannten Fällen angemessen. Die Verwaltung schlägt daher vor, die Straßen umzubenennen, da es sich bei allen drei Namensgebern nicht um Persönlichkeiten handelt, deren Wirken durch die Benennung einer Straße geehrt werden sollte. Die Beibehaltung dieser Straßennamen käme einer Würdigung der Personen und Taten auch aus heutiger Sicht gleich. Die Umbenennung soll in 2023 erfolgen. Für eine Übergangszeit von einem Jahr sollen beide Straßenschilder sichtbar sein. Auf den alten Namen und den Zusammenhang der Umbenennung wird auf entsprechenden Zusatzschildern hingewiesen.

Die Bürger:innen haben bis zur Entscheidung des Stadtrates die Möglichkeit, den Beschlussvorschlag zu kommentieren oder Fragen zu stellen unter www.dialog.bad-duerkheim.de. Im Stadtmuseum werden in einer Sonderausstellung Hintergrundinformationen zu den betroffenen Personen gezeigt. 

Als weiterer Schritt wurde von dem Historiker Benedict von Bremen im zweiten Halbjahr 2022 eine Übersicht zur vorhandenen Aktenlage zur Arisierung und dem Leben der jüdischen Mitbürger Bad Dürkheims erstellt. Für das weitere Vorgehen wird im Jahr 2023 nochmals ein erheblicher Zeitaufwand nötig sein. Hierfür wurden bei der Haushaltsplanung, wie bereits in der letzten KA-Sitzung angekündigt, 12.000 € eingestellt. Ziel ist eine fundierte Gesamtübersicht über die Geschehnisse während der NS-Zeit. In folgenden Kategorien wird die weitere Arbeit untergliedert und dokumentiert:

Dokumentation der jüdischen Mitbürger, die zwischen 1933 und 1945 in Bad Dürkheim lebten

Ermittlung von - zusätzlich zum Immobilienbesitz - landwirtschaftlichen Grundbesitz wie Äcker und Wiesen sowie, gerade im Fall des Weinbauortes Bad Dürkheims, Weinberge etc.

Die Erforschung der Geschichte der lokalen NSDAP. 

Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu den genannten Persönlichkeiten und nach dem Stadtratsbeschluss das weitere Vorgehen.


Stadtratsbeschluss



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