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Bad Dürkheimer Persönlichkeiten in der Zeit des Nationalsozialismus | Ergebnis der historischen Aufarbeitung

Der Kulturausschuss der Stadt hat am 2. November über die Ergebnisse der historischen Aufarbeitung beraten und dem Stadtrat empfohlen, drei Straßen in Bad Dürkheim umzubenennen. Der Vorschlag wird nun intensiv öffentlich diskutiert. Die Entscheidung soll am 14. Februar 2023 im Stadtrat fallen.

Wie kam es überhaupt zu dieser Diskussion?

Im Jahr 2019 gab es aus dem Stadtrat die Anregung, anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Räder im Jahr 2020 mit einer Feier und einer Sonderausstellung im Stadtmuseum an den Dürkheimer Mundartdichter zu erinnern. Bei ersten Recherchen zu seinem Lebenslauf ergaben sich allerdings rasch Hinweise auf eine enge Verbindung und ideologische Nähe zum nationalsozialistischen Regime.

In seiner Sitzung am 17.10.2019 beschloss der Kulturausschuss deshalb, im Licht dieser vorläufigen Erkenntnisse auf die Realisierung der Ausstellung zu verzichten. Es stellten sich zudem weitere Fragen:

  • Wie ist generell mit der öffentlichen Würdigung Karl Räders durch die Stadt weiter umzugehen?
  • Beziehen sich in Bad Dürkheim weitere Straßennamen auf Personen, deren Wirken als ähnlich problematisch einzustufen ist?

Auf der Grundlage einer vorab dazu durchgeführten Durchsicht der nach Personen benannten Straßen fasste der Kulturausschuss einstimmig den Beschluss, neben Karl Räder auch das Wirken von Philipp Fauth und Gustav Ernst mit besonderer Berücksichtigung der Zeit des Nationalsozialismus zu untersuchen. Dies entspricht auch der Vorgehensweise in vielen anderen Städten in Deutschland.

Wie wurden die drei Persönlichkeiten untersucht?

Für eine genauere historische Bewertung wurden im Fall von Karl Räder und Philipp Fauth externe Gutachten in Auftrag gegeben. Roland Paul recherchierte zu Karl Räder und Dr. Julien Reitzenstein zu Philipp Fauth. Zu Gustav Ernst erfolgte eine interne Bewertung. In allen Fällen bestätigten sich die ersten Bedenken, die durch zahlreiche weitere Erkenntnisse zusätzlich bekräftigt wurden.

Die ausführlichen Ergebnisse der Untersuchungen sind auf der städtischen Beteiligungsplattform www.dialog.bad-duerkheim.de abrufbar.

Wie lautet nun die Empfehlung für den Stadtrat?

Im Ergebnis der Untersuchungen zeigte sich, dass die Benennung der drei Straßen aus heutiger Sicht unangemessen ist und nicht beibehalten werden soll. Natürlich greifen Straßenumbenennungen in die Erinnerungskultur ein, indem sie einzelne Personen, Ereignisse oder Orte aus dem offiziellen Gedächtnis einer Stadt streichen. Umgekehrt käme die Beibehaltung der Straßennamen einer dauerhaften Würdigung der Personen und Taten auch aus heutiger Sicht gleich. Deshalb wurde auf Empfehlung der Historiker vorgeschlagen, alle drei Straßennamen umzubenennen, da es sich bei allen drei Namensgebern nicht um Persönlichkeiten handelt, deren Wirken nach heutigem Wissen durch die Benennung einer Straße geehrt werden sollte.

Das Gutachten zu Karl Räder

Hier finden Sie das vollständige Gutachten zu Karl Räder inkl. aller Quellen

Vertiefende Informationen zur Philipp Fauth

Hier finden Sie eine vertiefende Ausarbeitung zu Philipp Fauth

Wie sollen die Straßen zukünftig heißen?

Der Kulturausschuss hat dem Stadtrat folgende Straßenumbenennungen vorgeschlagen:

  • Philipp-Fauth-Straße in Johannes-Fitz-Straße
  • Karl-Räder-Allee in Anna-Bergner-Allee
  • Maler-Ernst-Straße in Rudolph-Christmann-Straße

Rosa Maas soll in Bälde eine Straße oder ein Platz gewidmet werden. 

Alle drei bzw. vier Personen haben sich in besonderer Weise um Demokratie, Freiheit und ein weltoffenes und gastfreundliches Bad Dürkheim verdient gemacht. Die Personen werden in den nächsten Amtsblättern ausführlich vorgestellt. Schon jetzt sind die Informationen auf der städtischen Internetseite abrufbar und können im Stadtmuseum eingesehen werden.

Wie ist das weitere Verfahren?

Der Vorschlag wird zunächst öffentlich diskutiert, u.a. bei einem Bürgerforum im Januar. Der Stadtrat wird sich daraufhin in seiner Sitzung am 14. Februar mit den vorgebrachten Argumenten und Fragen beschäftigen und eine Entscheidung treffen.

Bei einem positiven Votum würde die Umbenennung voraussichtlich im Sommer oder Herbst 2023 erfolgen. Für eine Übergangszeit von einem Jahr sollen beide Straßenschilder sichtbar sein. Auf den alten Namen und den Zusammenhang der Umbenennung soll in geeigneter Form hingewiesen werden.

Wo können Fragen zum Thema gestellt oder Kommentare abgegeben werden?

Alle Informationen zu den Persönlichkeiten, den Untersuchungen und dem weiteren Verfahren finden sich auf der städtischen Internetseite www.bad-duerkheim.de/strassenumbenennung  und auf der Dürkheimer Bürgerbeteiligungsplattform www.dialog.bad-duerkheim.de. Hier haben Sie als Bürger:in außerdem die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Ihren Kommentar zu hinterlassen.

Die Stadtverwaltung wird auf diesen Seiten und im Amtsblatt regelmäßig über den aktuellen Sachstand und das weitere Vorgehen berichten.